zuersteinmal Danke Doreen, dass ich deinen Text online stellen drfa, es spricht soviel wahres daraus
Samstag Morgen, 10 Uhr:
Entspannt und ausgeschlafen sitze ich am gedeckten Frühstückstisch, eine Zeitung aufgeschlagen neben mir, voll mit tollen Neuigkeiten rund um den Globus und wunderschönen Ausflugtipps exakt abgestimmt auf das 100 %ig genau vorhergesagte Wetter. Die Sonne scheint. Es ist ein wunderschöner Tag im Juni. Die Vögel zwitschern und der Postbote hat gerade eine spannende Ansichtskarte aus Neuselland von guten Freunden persönlich mit einem Lächeln übergeben. Ich öffnete ihm freudestrahlend weit die Tür, denn die blitzeblank geputzte und ordentliche Wohnung braucht mir nun wirklich nicht peinlich zu sein. Mir gegenüber sitzt ein freundlicher, gutaussehender Mann, frisch rasiert und gut gelaunt, der mir gerade ein Brötchen schmiert. Zu meiner Rechten ein gesundes fröhliches 2-jähriges Kind, das allein ohne zu Kleckern und mit gesundem Appetit und Freude am gemeinsamen Essen ein Vollkornbrot und Müsli mit frischem Bio-Obst aus dem Garten isst und anschließend noch kraftvoll und vergnügt mit allen 20 Zähnen seines Milchgebisses, das schon bei der Geburt vollständig vorhanden war, in einen Apfel beißt, mich anstrahlt und ruft: „Nach dem Essen, Zähne putzen nicht vergessen. Stimmt’s Mama?“
Welch ein zauberhaftes Märchen. Aber leider beginnen Märchen nicht umsonst mit „In einem fernen Land…..“ und „Es war einmal….“ Der reale Ist-Zustand bei mir sieht jedenfalls folgendermaßen aus:
Samstag in der Früh, 7:00 Uhr:
Verspannt und müde sitze ich am Esstisch, auf dem lediglich ein mittlerweile kalter Kaffee auf mich wartet. In der Zeitung neben mir wird von Armut, Schweinegrippe und Weltwirtschaftskrise berichtet und die Wettervorhersage kann nach kurzem Blick aus dem Fenster wieder einmal nicht bestätigt werden. Es ist bewölkt und regnerisch, allerdings auch schwül…mitten im Juni. Was kann man nur unternehmen bei diesem merkwürdigen Wetter? Draußen fährt nun schon zum sechsten Mal die Feuerwehr mit mörderisch lautem Tatü Tata vorbei und ich gähne. Bei einem kurzen Rundumblick im Zimmer, um das Chaos zu sichten, fällt mein Blick auf eine Rechnung, die schon seit zwei Tagen hätte beglichen werden müssen. Ich stöhne auf und gähne erneut. Mein zuweilen nerviger, aber immerhin recht gutaussehender, Mann liegt zu dieser Zeit noch im Bett und träumt von wilden Zeiten. Ebenso wild sieht es bei ihm im Gesicht aus. Zu meiner Rechten ein Gott sei Dank gesundes, aber mitten in der Trotzphase steckendes 2-jähriges Mädchen, das gerade austestet, wie viel Joghurt auf ein Lätzchen passt, ohne herunter zu tropfen. Essen mag sie nichts Festes, weil sie erstens sowieso kein guter Esser ist und zweitens ihr der Mund weh tut. Sie bekommt schon wieder einen neuen Zahn, der ihr das Leben schwer macht und die nächtliche Ruhe stark beeinträchtigt. (Da fällt mir ein, dass ich mal wieder gähnen könnte) Während ich zusehe, wie der Joghurt auf dem Boden anstatt in ihrem Mund landet, stelle ich erschrocken fest, dass es erst der 13. von 20 Milchzähnen ist, der gerade das Feuchtraumgebiet ihrer Mundhöhle erobert. Es kommen noch wunderbare Zeiten auf uns zu, stelle ich fest und gähne erneut herzhaft. Meine Tochter findet das lustig und zeigt auf meine Zähne. „Ja“, antworte ich beschämt, „die sind noch nicht geputzt heute, ich weiß.“ Sie sieht mich verwundert an. Dann zeigt sie auf ihren Mund, ruft „Da Aua“ und ich weiß, dass zumindest heute das Zähneputzen keinen Sinn macht, weil es die reine Folter wäre. Mal sehen, ob es morgen dann wieder klappt mit dem Putzen. Ein Trotzkind hat ja da so seine eigene Meinung zur Notwendigkeit des Zähneputzens. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, kichert sie und stößt versehentlich den halbvollen Joghurtbecher vom Tisch, während ich aus dem Schlafzimmer ein lautes Furzen höre.
Halleluja!
geklaut von Doreen Wendler, Hobbyautorin und Mutter einer knapp 2-jährigen Tochter.
Beitrag bookmarken…